In der verhaltenstherapeutischen Psychotherapie von Erwachsenen steht der Einfluss auf Gedanken, die Einstellung zu Gefühlen und das Verhalten im Vordergrund. Dieser Therapieansatz wird durch seine Problem-, Ziel- und Handlungsorientiertheit charakterisiert. Zu Beginn einer Therapie findet eine Problemanalyse statt, bei der individuelle prädisponierende, auslösende und aufrechterhaltende Problembedingungen identifiziert werden. Für eine erfolgreiche Psychotherapie ist es wichtig, den Patienten zu motivieren und eine vertrauensvolle Patient/Therapeut-Beziehung aufzubauen. Im nächsten Schritt werden gemeinsam die Therapieziele erarbeitet und schließlich mit speziellen Therapieverfahren bearbeitet.
Klassische Vorgehensweisen sind dabei beispielsweise die Psychoedukation, die systematische Desensibilisierung und die Exposition. Bei der Psychoedukation soll der Patient zu Beginn der Therapie ein gutes Verständnis für seine Erkrankung und deren Behandlung entwickeln.
Während einer systematischen Desensibilisierung muss sich der Patient bestimmte Angstsituationen vorstellen. Dabei beginnt er mit der Situation, die am wenigsten Angst auslöst. Ziel ist es, die angstauslösende Situation mit Entspannung so lange zu verbinden, bis die Angst des Patienten in seiner Vorstellung abnimmt. Dank dieser Vorgehensweise soll sich der Patient nach und nach an die Angst gewöhnen und diese als nicht bedrohlich wahrnehmen.
Bei der Exposition muss sich der Patient mit angstauslösenden Reizen konfrontieren. Man kann dabei entweder mit der schwersten oder mit leichtesten Reizen beginnen . Das Ziel ist die Angstgewöhnung. Die Exposition beruht auf der Habituation (Gewöhnung). Wenn man lange genug in einer angstauslösenden Situation verbleibt, nimmt diese von selbst nach und nach ab und verliert ihre Bedrohlichkeit. Wichtig dabei ist es, mögliches Sicherheitsverhalten und Vermeidung des Patienten zu identifizieren und abzubauen. Bei fortschreitender Therapie soll der Patient sich allein angstauslösenden Situationen außerhalb der Praxis stellen.
Schematherapie
Die Schematherapie wurde als Weiterentwicklung des kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansatzes von Jeffrey Young entwickelt. Im Vordergrund der Schematherapie steht das emotionale Erleben des Patienten. Biografische Aspekte werden stärker als in der Kognitivenverhaltenstherapie eingebunden und aktuelle Probleme auf ungünstige Entwicklungsbedingungen zurückgeführt. Außerdem spielt die Therapiebeziehung eine besonders große Rolle, in der begrenzte elterliche Fürsorge und veränderte Interaktionsmuster verwirklicht werden sollen.
Das grundlegende Konzept der Schematherapie baut auf den frühen maladaptiven Schemata auf. Das sind dysfunktionale Muster, die während der Kindheit entstanden sind und die Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen und das inter-personelle Handeln umfassen. Bei Aktivierung eines solchen bestehenden Schemas werden intensive Gefühle von früher durchlebt. Sie bringen Erwachsene dazu die destruktiven Erfahrungen aus der Kindheit zu reaktivieren.
Die Schemata sind ein ständiger Begleiter und obwohl sie Leid verursachen, geben sie auch ein angenehmes Gefühl der Vertrautheit. Deswegen sind diese so schwer abzulegen. Die maladaptiven Schemata gehen auf fünf Schemadomänen zurück, die grundlegende emotionale menschliche Bedürfnisse darstellen. Wenn eines dieser Bedürfnisse in der Kindheit nicht erfüllt wurde, entsteht ein dazu passendes Schema.
Die Reaktionen auf eine Schemaaktivierung sind drei Bewältigungsstile: Erdulden, Vermeiden und Überkompensieren. Diese Strategien stellen einen dysfunktionalen Umgang mit den Schemata dar und tragen zu deren Aufrechterhaltung bei. Das gleiche kann bei Patienten verschiedene Schema in Form unterschiedlicher Verhaltens- und Erlebensmuster hervorrufen.
Aus diesem Grund wurden die Schema-Modi entwickelt, die durch Schemas ausgelöste Gefühls- und Erlebenszustände bezeichnen. Die Modi lassen sich zum Beispiel in „Kindmodi“, „dysfunktionale Elternmodi“, „dysfunktionale Bewältigungsmodi“ und den Modus des „gesunden Erwachsenen“ einteilen.
Ziel einer Therapie ist, dass der Patient seine eigenen Bedürfnisse besser erkennt, wahrnimmt und erfüllt. Die Bedürfnisse spielen in der Therapie eine große Rolle und die therapeutischen Interventionen werden darauf ausgerichtet. Grundlegend ist in der Behandlung die Stärkung des Modus des „gesunden Erwachsenen“. Dadurch können auch langfristig die maladaptiven Schemata erkannt und anschließend verändert werden.
Die Patienten müssen lernen mit den dysfunktionalen Modi umzugehen, sich zu arrangieren und diese schließlich aufzugeben. Da die Modi eng mit der berichteten Problematik des Patienten verbunden sind, wird so auch gleichzeitig an ihrer Symptomatik gearbeitet.